Begin der SeiteZum Seiteninhalt
Direkt zum Inhalt springen

Der Countdown läuft

In wenigen Tagen ist es so weit- wir dürfen unsere ersten Gäste begrüßen.
Die Sächsische Zeitung war uns bereits besuchen und hat mit unserem Innenarchitekten Steffen Thiele einen Blick hinter die Baustellenkulissen geworfen!

Countdown fürs neue Hotel

Anfang März öffnet das Gästehaus an der Bautzener Goschwitzstraße. Die SZ durfte schon mal einen Blick hinein werfen.

Von Marleen Hollenbach

Kunterbunte Hotelwelt: Innenarchitekt Steffen Thiele aus Bischofswerda hat gemeinsam mit den Bauherren die Zimmer des neuen Hotels in Bautzen gestaltet. Eine Übernachtung im „Moments“ soll für die Gäste zum Erlebnis werden, meint er. Doch bis die ersten Besucher tatsächlich einziehen können, gibt es noch viel zu tun.

Kunterbunte Hotelwelt: Innenarchitekt Steffen Thiele aus Bischofswerda hat gemeinsam mit den Bauherren die Zimmer des neuen Hotels in Bautzen gestaltet. Eine Übernachtung im „Moments“ soll für die Gäste zum Erlebnis werden, meint er. Doch bis die ersten Besucher tatsächlich einziehen können, gibt es noch viel zu tun.

© Uwe Soeder

  • Bautzen. Die weiße Klinke wackelt gefährlich, als Steffen Thiele die Tür zum Hotelzimmer vorsichtig öffnet. Zwei große Schritte, dann steht der Innenarchitekt mitten im Zimmer und genießt den Anblick. Das Sonnenlicht bahnt sich seinen Weg vorbei an den schweren Vorhängen, erhellt die fast filmreife Kulisse. Ein blau-rot-karierter Fußbodenbelag, farblich abgestimmte Möbel, die Tapete mit der Bücherwandoptik – all das könnte Teil einer Burg sein, die irgendwo in den Highlands steht. Ist es aber nicht. Der Innenarchitekt befindet sich nicht irgendwo in Schottland, sondern mitten in Bautzen, im Hotel „Moments“, das schon in wenigen Tagen öffnen wird.

Steffen Thiele kostet das Überraschungsmoment aus. Erstaunte Gesichter hat er erwartet. „Dabei fehlen noch viele Details“, sagt er. Bezugsfertig ist der Raum so noch nicht. Muss er aber bald sein. Am zweiten März sollen in der ehemaligen Goethe-Apotheke an der Goschwitzstraße die Gäste einziehen. Buchungen sind bereits eingegangen. Ein Zurück gibt es nicht.
 

Wie knapp der Zeitplan ist, zeigt sich vor allem auf den schmalen Fluren. Wer durch das Gebäude laufen will, muss über viele Kabel steigen und sich an Leitern vorbeiquetschen. Ein Handwerker nimmt seinen Farbtopf kurz zur Seite, der nächste schaltet seine Bohrmaschine aus. Doch nur für wenige Sekunden. Wie in einem Ameisenhaufen geht es in dem Haus zu. Auf allen Etagen, in allen Winkeln des Gebäudes sind Handwerker beschäftigt. Auch Steffen Thiele eilt schon wieder weiter –hinaus in den Flur, hinein ins nächste Zimmer.

Blumenwiese mit Alpenpanorama

Doch wer jetzt meint, dass auch dieses Zimmer britischen Charme bietet, der irrt. Statt auf breiten Karos läuft Thiele nun über eine Blumenwiese, vorbei an einem Alpenpanorama. Kuhfell am Bett, ein Hüttenfenster, das Bad und Schlafraum voneinander trennt – kitschig, würden einige sicher dazu sagen. „Inspiration für unsere Gäste“, nennt es der Innenarchitekt. Dann schlägt er ein dickes Buch auf. Und während er darin blättert, wird klar, warum die Einrichtung des neuen Hotels so aufwendig ist und so lange dauert. 14 Zimmer gibt es und in fast jedem können die Gäste eine andere Welt entdecken. Stundenlang, so meint Thiele, habe er mit den Bauherren zusammengesessen und über die verschiedenen Themen diskutiert. Die aufwendigen Teppiche sind sogar eigens für das Hotel designt worden. Jede Etage, jeder Flur hat eine andere Farbe. Eine Villa Kunterbunt, mit der sich die Bauherren von der restlichen Konkurrenz abheben wollen. Es geht darum, anders zu sein, um die Einzigartigkeit, um das Erlebnis.

Sich von den anderen abheben, ist keine schlechte Idee in Zeiten, in denen die Hotelbetreiber um die Gäste in der Stadt buhlen. Zwar steigt die Zahl der Übernachtung in Bautzen jedes Jahr ein wenig an. Doch laut Dietmar Stange, Chef des Tourismusvereins, sind die Hotels und Pensionen gerade einmal zur Hälfte ausgelastet. Wer in dieser Branche überleben will, braucht das gewisse Etwas – und eine Zielgruppe.

Familien im Blickfeld

Bislang galten vor allem die Bustouristen bei den Hotelbetreibern als lukrativ. Doch das Haus an der Goschwitzstraße geht einen anderen Weg. „Wir wollen vor allem Familien ansprechen“, erklärt Jörg Beutel, einer der Bauherren und Chef der Firma IC Team Management Consulting. Zusammen mit Enrico Paul hat er das Gebäude Ende 2015 von den Erben des Bautzener Apothekers Paul Leidler erworben. Beutel hat selbst Kinder und weiß daher, worauf es den Familien im Urlaub ankommt. So bietet das Hotel in vielen Zimmern Aufbettung an. „Das sind keine unbequemen Liegen, sondern richtige Betten“, erklärt Beutel. Im Dachgeschoss haben die Bauherren zudem Räume eingerichtet, zu denen ein Kinderzimmer gehört. „So können alle beisammensein und es gibt trotzdem eine Tür dazwischen“, erklärt der Chef. Auch bietet das Hotel einen Raum, in dem gefeiert werden kann.

Wenn dieser Raum denn schon fertig wäre. Der Bauherr schaut auf die Uhr. Mit den Zimmern ist er zufrieden. Doch das Hotel kann nur öffnen, wenn auch das Restaurant fertig ist. Und dort, im Erdgeschoss, braucht man noch viel Fantasie, will man sich vorstellen, wie die Kellner mediterranes Essen servieren. Auch von der Einrichtung der ehemaligen Apotheke ist noch nicht viel zu sehen. Dabei soll die historische Theke auf jeden Fall erhalten bleiben. Wo einst Pillen und Salben über den Ladentisch gingen, wird demnächst Kaffee getrunken und Kuchen gegessen.

Der Bauherr blickt hinaus zum Innenhof des Hotels. Einen kleinen Biergarten plant Jörg Beutel dort. Und noch etwas beschäftigt ihn gerade: die Parkplätze. Zwar ist es vom Parkhaus am Theater nicht weit bis zum Hotel. Der Chef würde aber gern einige Stellflächen vor dem Haus für die Gäste reservieren. „Die könnten dort kurz halten und ihren Koffer ausladen“, meint er. Doch weil die Plätze der Stadt gehören, geht das nicht ohne Zustimmung der Verwaltung. „Vielleicht kann uns Bautzen entgegenkommen“, hofft der Bauherr.

Immerhin habe er mehr als zwei Millionen Euro in das Haus investiert und zehn Arbeitsplätze geschaffen, argumentiert Beutel. Auch einige Rückkehrer seien unter seinen neuen Mitarbeitern. Es gibt allerdings auch Posten, die der Chef noch vergeben will. Wieder eine offene Baustelle, um die sich Beutel in den nächsten Tagen kümmern muss. Für den Bauherren ist schon jetzt klar: Es wird eine Punktlandung.